Die Reichweite von Elektroautos

Mann betankt Elektroauto an einer EWE Go Ladesäule

Der Klimaschutz sowie die zunehmende Verknappung fossiler Brennstoffe bei einem gleichzeitig hohen Mobilitätsbedarf erfordern neue Lösungen und alternative Antriebe. Elektroautos können einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz und zur Emissionsvermeidung leisten. So formiert sich Schritt für Schritt ein junger, aktuell noch wachsender Markt. Häufig stellt die vermeintlich knappe Reichweite der E-Auto-Batterien ein Argument gegen Elektroautos dar. Viele E-Autos können mit ihrer heutigen Ladeleistung jedoch zahlreiche Kilometer zurücklegen. Erfahren Sie hier, welche Reichweite bei E-Autos mittlerweile möglich ist und wie Sie die Reichweite der Akkus verbessern können.

Elektroautos meistern die gefahrenen Durchschnittsstrecken locker

In Deutschland sind Elektroautos seit Längerem auf dem Vormarsch: Laut dem Verband der Automobilindustrie e. V. ist Deutschland in Europa der wichtigste Markt für Elektroautos: 2021 wurden im Land 681.900 E-Autos neu zugelassen, was einem Anteil von 26 % entspricht. Jedes dritte in Europa verkaufte Elektroauto entfiel zudem auf den deutschen Markt. Den Kund*innen steht zudem in keinem anderen Land eine solche segmentübergreifende Vielfalt der Elektrofahrzeuge zur Auswahl: Mit deutschen und ausländischen Herstellern gibt es nach Daten des ADAC auf dem Markt fast 100 Baureihen sowie rund 230 Modelle mit unterschiedlichen Batterien, Ladeleistungen und Reichweiten. Zusätzlich dazu gibt es ein breites Förderangebot von Bund, Ländern, Städten, Gemeinden und der Industrie, mit dem der Übergang zu einem E-Fahrzeug erleichtert werden kann.

Einer der ausschlaggebenden Faktoren, die Unternehmen und potenzielle Fahrer*innen vom Kauf von Elektroautos abhält, ist die sogenannte „Reichweitenangst“. Damit verbunden ist die Sorge, keine Steckdose oder Ladestation zu finden, wenn das Fahrzeug nur noch einen geringen Füllstand des Akkus besitzt. Hier lohnt ein Blick in das Fahrverhalten der Deutschen: Die mittlere Betriebszeit pro Pkw und Tag liegt bei ca. 45 Minuten, dies sind nur drei Prozent der Gesamtzeit eines Tages. Bei Unternehmen mit Fuhrpark und zahlreichen dienstlichen Fahrten fällt diese Zeit selbstverständlich höher aus. Unter der Woche trägt die berufsbedingte Mobilität mit circa zwei Drittel zur Gesamtverkehrsleistung bei – jeweils zur Hälfte für den Arbeitsweg sowie für geschäftliche Fahrten. Der tägliche Arbeitsweg beträgt dabei im Schnitt lediglich 16 Kilometer. Im Mittel werden von allen Autofahrern insgesamt knapp zwei Fahrten und 30 Kilometer pro Tag mit dem Auto zurückgelegt. Dies sind Ergebnisse einer Studie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. 

Die Reichweiten von Elektroautos liegen heutzutage weit über dieser durchschnittlichen Fahrleistung. Der ADAC hat 2022 54 unterschiedliche E-Auto-Modelle auf ihre Reichweite getestet: Je nach Größe von Fahrzeug und Batterie sowie der Verbrauchswerte sind Modelle mit einer Reichweite zwischen 100 und 610 Kilometern erhältlich. Im Durchschnitt schaffen die Elektroautos dabei eine Reichweite von 325 Kilometern. Die täglich im Mittel zurückgelegten 30 Kilometer können Elektroautos somit locker schaffen. Entsprechend kommt auch der ADAC zu folgendem Schluss: „Wenn der E-Autofahrer am oder in der Nähe des Wohnorts laden kann, hat zumindest die Alltagsreichweitenangst keine Berechtigung mehr.“

Und was ist, wenn Sie doch eine etwas längere Strecke zurücklegen müssen? Auch hier müssen E-Autofahrer*innen keine Angst zu haben, dass es viel Planung und vorausschauendes Denken benötigt, um geeignete Ladesäulen zum Nachladen ausfindig zu machen. Die Infrastruktur wird auch dank innovativer Unternehmen und Kooperationen stetig ausgebaut. Und um eine Ladesäule in der Nähe zu finden, braucht es in den meisten Fällen nicht viel mehr als die passende App und eine Powerbank fürs Handy.

Wenn Sie dennoch nicht restlos überzeugt sind, haben wir hier einige nützliche Tipps, wie Sie die richtigen Elektroautos für Ihr Unternehmen wählen, eine möglichst hohe Reichweite erzielen und garantiert immer ans Ziel kommen:

1. Die Wahl des richtigen Elektroautos

Wie bereits gesehen wird in Deutschland eine Vielzahl verschiedener E-Auto-Modelle mit unterschiedlichen Reichweiten angeboten. Wer für seinen Fuhrpark eine höhere Reichweite benötigt, sollte bei der Anschaffung auch auf die Verbrauchswerte der Batterie achten. Bis 2017 konnten Sie sich dazu am NEFZ-Wert orientieren. NEFZ steht für Neuer Europäischer Fahrzyklus. Während einer 20-minütigen Testfahrt wurden die Elektroautos im Rahmen des NEFZ unter Simulation verschiedener Verkehrsbedingungen auf ihre Verbrauchswerte pro Kilometer überprüft. Anschließend steht nach Herstellerangaben fest, wie viel Energie in kWh der E-Auto-Akku für 100 Kilometer benötigt. Da die Testbedingungen des Neuen Europäischen Fahrzyklus jedoch als realitätsfern galten, wurde der NEFZ-Wert ab 2017 durch WLTP ersetzt.

WLTP (Worldwide Harmonized Light Duty Test Procedure) ist ein weltweit einheitliches Testverfahren zur Ermittlung der Verbrauchswerte in kWh/100 km von Autos. Das neue Verfahren soll im Gegensatz zum vorherigen Fahrzyklus mit Blick auf das Fahrverhalten und verschiedene Verkehrssituationen realistischere Bedingungen widerspiegeln. Die im Reichweiten-Test des ADAC getesteten 54 Elektroautos wiesen nach Herstellerangaben WLTP-Verbrauchswerte zwischen 13,8 kWh/ 100 km und 26,6 kWh/ 100 km auf. Unter realen Bedingungen im Test ermittelte der ADAC für jedes Modell jedoch immer etwas höhere kWh-Werte je 100 Kilometer. Möchten Sie die Ladeleistung Ihrer Elektroautos möglichst effizient ausnutzen, sollten Sie somit auf Fahrzeuge mit sparsamen Verbrauchswerten achten.

2. Sparsamer Fahrstil und Energiesparmodus

Zur Verbesserung der Reichweite eines Elektroautos trägt vor allem ein sparsamer Fahrstil bei. Dazu gehört, vorausschauend zu fahren, sanft zu beschleunigen und beim Bremsen die Rekuperation des Akkus auszunutzen. Gerade für E-Fahrer*innen, deren Strecken größtenteils durch die Stadt führen, lohnt es sich darüber hinaus, den Eco-Modus des Elektroautos einzuschalten. Bei schnellerer Fahrtgeschwindigkeit, etwa auf der Autobahn, sollte der Eco-Modus dagegen eher ausgestellt werden. Im Winter sorgt der Energiesparmodus darüber hinaus für eine reduzierte Heizleistung. Dabei wird statt des kompletten Fahrgastraums nur die energiesparendere Sitzheizung oder die Lenkradheizung in Anspruch genommen.

3. App fürs Streckenprofil

Um der Reichweitenangst den Kampf anzusagen, gibt es diverse Apps mit denen E-Fahrer*innen ihre Arbeitsstrecke im Vorfeld planen und Ladesäulen zum Nachladen ausfindig machen können. Statistiken geben über Reichweite, Füllstand und Energieverbrauch Auskunft. Für diejenigen, die bereits ein E-Auto fahren, ist die App insofern praktisch, als dass sie die Ladeinfrastruktur auch über die deutsche Landesgrenze hinweg anzeigt – praktisch für Dienstreisen und Geschäftstermine im Ausland. Ein weiteres nützliches Tool für alle, die sich fragen, wie weit sie mit ihrem gewünschten Elektroauto kommen, ist der Reichweitenrechner. Hier werden Parameter wie Fahrstil, Außentemperatur und Geschwindigkeit berücksichtigt, um so die voraussichtliche Reichweite zu kalkulieren.

4. Reifendruck

Auch kleinere Tricks wie die Erhöhung des Reifendrucks tragen dazu bei, eine höhere Reichweite zu erreichen. Der ideale Reifendruck ist gerade bei E-Autos entscheidend für die Reichweite. Dies hängt mit dem Rollwiderstand zusammen. Ein zu niedriger Reifendruck führt zu einer übergroßen Aufstandsfläche. Gerade bei Elektroautos ist jedoch ein geringer Rollwiderstand wichtig, denn ihre Akkus verfügen derzeit noch über eine begrenzte Batteriekapazität. Elektrofahrzeugbesitzer*innen sollten deshalb auch in einen mobilen Reifendruckprüfer investieren. Damit lässt sich der Luftdruck flexibel und in kurzen Intervallen prüfen und korrigieren.

Fazit

Die Reichweite von Elektroautos stellt dank eines breiten Fahrzeugangebots und sich stetig verbessernder Batteriekapazitäten keinen Hinderungsgrund mehr für die Anschaffung dar. Sowohl Unternehmen als auch private Autofahrer*innen finden unter Berücksichtigung der Verbrauchswerte und Ladeleistung mit Sicherheit ein E-Auto-Modell, das ihren Bedürfnissen entspricht. Ein sparsamer Fahrstil und ein guter Überblick über Ladesäulen auf dem Weg und in der Nähe des Wohnortes sowie Arbeitsplatzes tragen weiter dazu bei, die Reichweite zu erhöhen und problemloses Nachladen zu ermöglichen. Der Integration von Elektroautos in Ihren Fuhrpark steht somit nichts mehr im Wege!

24.04.2023 | Elektromobilität