Folgen des Klimawandels in Europa

Pappschild mit Aufschritt There's No Planet B

Auch in Europa ist der Klimawandel zu spüren: Viele der globalen Folgen des Klimawandels betreffen ebenfalls den europäischen Kontinent und seine Bewohner. Wie sich der Klimawandel auf Europa auswirkt und welche Entwicklungen den Ländern zukünftig bevorstehen, lesen Sie hier.

Klimawandel in Europa

Der voranschreitende Klimawandel sorgt auf der ganzen Welt im Hinblick auf Witterung, Natur, Lebensräume und Lebensbedingungen für einschneidende Veränderungen. Der für den Klimawandel ursächliche Treibhauseffekt lässt das arktische Meereis und Gletscher schmelzen, den Meeresspiegel und die Temperaturen ansteigen sowie den Permafrost auftauen. In der Folge nehmen auf der ganzen Welt Wetterextreme wie Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen zu und für Tiere und Menschen ändern sich die Lebensräume und -bedingungen. Neben diesen globalen Folgen des Klimawandels macht sich der Klimawandel auch in Europa bemerkbar und hat zahlreiche Auswirkungen auf den Kontinent.

Folgen des Klimawandels in Europa

Ein Blick auf die konkreten Folgen des Klimawandels in Europa zeigt, dass viele der global auftretenden und prognostizierten Auswirkungen sich ebenso stark im europäischen Raum äußern.

  • Starkregen und Überschwemmungen: Zwischen 1980 und 2013 konnten Wissenschaftler eine große Veränderung der Niederschlagsmuster in Europa feststellen: In diesem Zeitraum stiegen in Mittel- und Nordeuropa die rekordnassen Monate zwischen 19 und 37 % an (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 2018). Durch die Erderwärmung ist die Luft wärmer und kann dadurch mehr Wasser aufnehmen und dieses länger speichern. Kommt es dann zu Niederschlag, hält dieser länger an und ist stärker als gewöhnlich. Die Veränderung von Luftströmen sorgt zusätzlich dafür, dass Regenwolken länger an einem Ort verbleiben und dort für hohe Niederschlagsmengen sorgen. Katastrophale Starkregenereignisse wie die Überschwemmungen im Juli 2021 unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Belgien sind neben den Niederschlagsmengen auch auf landschaftliche und topografische Bedingungen zurückzuführen. Forscher gehen jedoch davon aus, dass solche Ereignisse, die unter normalen Umständen alle 400 Jahre auftreten würden, durch die Erderwärmung zwischen 1,2- und 9-mal häufiger auftreten (World Weather Attribution 2021).
  • Hitzewellen, Waldbrände und Dürre: Neben Starkregen und Überschwemmungen in Mittel- und Nordeuropa kommt es in Süd- und Zentraleuropa häufiger zu Hitzewellen, Waldbränden und Dürren. Während 2017 in Südfrankreich, Griechenland, Italien, Portugal und Spanien die zweitgrößte jemals gemessene Fläche Waldbränden zum Opfer fiel, waren 2018 mehr europäische Länder von Waldbränden betroffen als jemals zuvor festgestellt (European Environment Agency, 2021a). Experten schätzen, dass aufgrund von Dürreperioden in der EU und im Vereinigten Königreich in den Sektoren Landwirtschaft, Energiewirtschaft und Wassertransport jährlich Verluste von neun Milliarden Euro gemacht werden (Joint Research Centre, EU 2020).
  • Schmelzen von Gletschern: Im Zuge des Klimawandels und der steigenden Temperaturen schmelzen auch die Gletscher in Europa zunehmend ab. Die Eismasse, die sie im Sommer verlieren, können sie durch den Schneefall im Winter nicht mehr ausgleichen. Die europäischen Alpen sind davon besonders betroffen: Zwischen 1997 und 2017 verloren die Gletscher der Alpen im Schnitt 24 Meter an Dicke, was einem Massenverlust von 1,2 kg pro m2 entspricht. Und obwohl die alpinen Gletscher am Anfang des Jahres 2018 sogar mit einer bis zu 50 % dickeren Schneeschicht bedeckt waren als in den Jahren 1961 bis 1990, konnte nach dem besonders langen und warmen Sommer wiederum nur ein Verlust an Eismasse festgestellt werden (Copernicus 2021).
  • Anstieg des Meeresspiegels: Im Zusammenhang mit den schmelzenden Gletschern und dem Rückgang des Polareises verursacht der Klimawandel auch einen Anstieg des Meeresspiegels, der sich in Europa bemerkbar macht. Zwischen 1993 und 2019 ist der globale Meeresspiegel im Schnitt um 3,1 mm pro Jahr angestiegen – ein Anstieg, der mehr als doppelt so schnell war wie zwischen 1900 und 1992. Studien gehen davon aus, dass bei geringen CO2-Emissionen bis 2100 mit einem Anstieg des Meeresniveaus von 0,29 bis 0,59 m und bei einem hohen Treibhausgasausstoß mit einem Anstieg um 0,61 bis 1,10 m zu rechnen ist. Dies würde in großem Maße die Küstenregionen ganz Europas, aber vor allem Dänemarks, der Britischen Inseln, der Niederlande und Norddeutschlands betreffen und gefährden (European Environment Agency, 2021b). Diese Regionen müssen daher in Küsten- und Deichschutz sowie kreative Lösungen investieren, um großflächige Überschwemmungen zu verhindern und ihre Lebensweise anzupassen.
  • Auftauen des Permafrostbodens: Während als Beispiel für das Auftauen von Permafrostböden häufig Sibirien herangezogen wird, findet diese Entwicklung auch in Europa statt, beispielsweise in der Schweiz. 2020 ist dort der Boden am Schilthorn in einer Höhe von 2900 Metern über dem Meer bis in eine Tiefe von 11 Metern aufgetaut. Dies ist ein neuer Rekord und eine Verdopplung seit Beginn der Messungen 1998. In der Folge bewegen sich eishaltige Schuttmassen aus den Gebirgen schneller in Richtung Tal und die Wahrscheinlichkeit für Steinschläge und Erdrutsche, sogenannte Murgänge, steigt. Die Stabilität von Bauwerken und die Sicherheit von Siedlungen und Straßen sind infolgedessen in Gefahr und die durch das Auftauen aus dem Eis freigesetzten Treibhausgase treiben den Klimawandel weiter voran (Umweltnetz Schweiz 2021).
  • Veränderungen der Fischpopulation: Die Erwärmung der Ozeane wirkt sich auch auf die europäische Tierwelt aus. Bereits jetzt ist festzustellen, dass sich Fischpopulationen aus südlichen Gewässern in Richtung Norden bewegen – einerseits, um den steigenden Temperaturen zu entkommen, und andererseits, da eigentlich zu kalte Gewässer in der Nähe der Arktis aufgrund steigender Temperaturen neue Lebensräume eröffnen. In Kombination mit einer ohnehin schon gefährlichen Überfischung führt dies auch in Europa zu wirtschaftlichen und sozialen Problemen, da nicht mehr genügend Fisch gefangen wird und Fischer ihre Lebensgrundlage verlieren. In einigen Regionen Europas ist die Produktionskapazität bereits um 15 bis 20 % zurückgegangen und Experten prognostizieren bei steigender Erwärmung für die Zukunft einen weiteren Rückgang um bis zu 30 % (Deutsche Welle 2019).

Zukünftige Auswirkungen des Klimawandels auf Europa

Diese Auswirkungen des Klimawandels auf Witterung und Temperaturen, Natur und Naturkatastrophen, Landschaft, Tierwelt und die Lebensbedingungen für die Menschen in Europa werden sich in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter verstärken. Zahlreiche Klimamodelle prognostizieren eine Steigerung beziehungsweise Verschlimmerung der Effekte des Klimawandels in Europa und eine Häufung potenziell katastrophaler Naturereignisse wie die Überschwemmungen des Sommers 2021. Die Klimamodelle und -prognosen sind sich darüber einig, dass diese Entwicklungen sowohl bei einer Erderwärmung bis 1,5 Grad Celsius als auch über 2 Grad Celsius hinaus eintreten werden (IPCC 2021).

Klimaziele in der EU

Das derzeitige Klimaziel der Europäischen Union und der Weltgemeinschaft im Sinne des Pariser Abkommens von 2015 sieht vor, die Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu beschränken und möglichst unter den Wert von 1,5 Grad Celsius zu kommen. Das EU-Klimaziel bis 2030 ist daher eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55 Prozent im Vergleich zu 1990. Als Teil eines sogenannten Europäischen Grünen Deals strebt die EU-Kommission zudem eine weitestgehende CO2-Neutralität bis zum Jahr 2050 an (BMU 2021). Neben diesen Maßnahmen zur Eindämmung der Auswirkungen des Klimawandels auf Europa muss der europäische Kontinent jedoch auch auf die unausweichlichen und teils bereits eingetretenen Folgen des Klimawandels reagieren, die auch bei Erreichung dieser Ziele eintreten werden.

Maßnahmen zur Bekämpfung der Folgen

Um besser auf die Folgen des Klimawandels in Europa vorbereitet zu sein und reagieren zu können, muss die Klimapolitik nicht nur Maßnahmen gegen die Erderwärmung, sondern auch zur Verhinderung und Abmilderung der Folgen umfassen. Insofern sorgt der Klimawandel auch für politische Veränderungen und eine Ausweitung von Katastrophenschutzmaßnahmen. Die EU hat dazu beispielsweise das Programm rescEU ins Leben gerufen, das als Teil des Katastrophenschutzes eine Reserve an wichtigen Ressourcen bereithält. Unter anderem werden Flugzeuge und Helikopter zur Bekämpfung von Waldbränden und Evakuierung von Menschen sowie medizinische Vorräte und Ausrüstung für Feldkrankenhäuser vorgehalten (Europäische Kommission 2021).

Darüber hinaus sind als Teil des Europäischen Grünen Deals Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit der Wälder sowie die Pflanzung von mindestens 3 Milliarden Bäumen bis 2030 geplant. Um dem Anstieg des Meeresspiegels und dem steigenden Risiko für Starkregen und Überschwemmungen entgegenzuwirken, sind Küsten-, Deichschutz und Staumechanismen eine Lösung. In Großbritannien wurde zum Beispiel ein Verteidigungsplan für die Mündung der Themse zum Schutz vor Sturmfluten und dem steigenden Meeresspiegel entwickelt, der mehrere Sperrwerke, Deiche und Schleusentore umfasst und regelmäßig überprüft wird (Environment Agency 2016). Vergleichbare Maßnahmen sollten in Europa auch zur Bekämpfung der weiteren Folgen des Klimawandels wie Dürreperioden in der Landwirtschaft, Erdrutschen in Gebirgsregionen und der Veränderung und Verminderung der Fisch- und anderer Tierpopulationen ergriffen werden.

Fazit

Die Auswirkungen des Klimawandels auf Europa sind zahlreich, allumfassend und werden in Zukunft häufiger und ausgeprägter auftreten. Sie betreffen sowohl uns Menschen im sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Bereich, als auch die Natur und Tierwelt. Die Folgen des Klimawandels erfordern eine einheitliche und konsequente Klimapolitik in Europa zur Erreichung der Klimaziele und zum weitestgehenden Aufhalten der Erderwärmung. Darüber hinaus sind allerdings auch Maßnahmen als Reaktion und zur Vorbereitung auf durch den Klimawandel verursachten Folgen notwendig. Diese betreffen vor allem den Katastrophenschutz und eine bessere Bekämpfung von Ereignissen wie Waldbränden und Überschwemmungen. Welche Folgen des Klimawandels besonders in Deutschland zu spüren sind und wie die Bundesrepublik mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen umgeht, erfahren Sie hier .

 

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13.12.2021 | Nachhaltigkeit